Die S-Bahn fährt ein und man weiß schon vorher, in welchem Wagen man noch Chancen auf einen Sitzplatz hat. Klingt nach Hellseherei? Genau das ist aber dank eines neuen Pilotprojekts der S-Bahn Berlin ab sofort möglich.

An den Bahnhöfen Bellevue, Hauptbahnhof, Friedrichstraße, Hackescher Markt, Alexanderplatz und Hermannstraße ist seit kurzem eine neue Technik im Einsatz. Sie ermöglicht es, dass über die Zugzielanzeiger am Bahnsteig angezeigt wird, wie stark die S-Bahnwagen ausgelastet sind.

Dahinter steckt ein Sensorik­system mit dem Namen Lightgate. Es handelt sich dabei um ­eine Art Lichtschranke im Gleisbereich, die den vorbeifahrenden Zug erfasst. Abhängig von der Anzahl der Personen in der S-Bahn, wird der Lichtstrahl häufiger oder seltener unterbrochen. Daraus ergibt sich ein Messwert, der anschließend kabellos an die folgende S-Bahnstation übertragen wird.

Das Ergebnis der Messung wird den Fahrgästen auf dem Bahnsteig mit einer Ampelskala angezeigt. Auf den Zugzielanzeigern ist eine S-Bahn mit ihren einzelnen Wagen zu sehen. Die Wagen sind entweder rot, gelb oder grün eingefärbt – je nach Auslastung. Grün steht für Wagen mit viel Platz, gelb für mittlere Auslastung und rot für wenig Platz im Wagen.


Von links: Martin Fuchs, Julia Kuhfuß, Peter Buchner, Uwe Schüler und Johannes Wieczorek. Foto: André Groth

 

S-Bahnchef Peter Buchner, Berlins Staatssekretär für Mobilität und Verkehr Johannes Wieczorek, der Staatssekretär im Brandenburgischen Landesministerium für Infrastruktur und Landesplanung Uwe Schüler, VBB-Geschäftsführer Martin Fuchs und die Lightgate-Projektleiterin Julia Kuhfuß, haben das innovative System im September am S-Bahnhof Hackescher Markt vorgestellt. „Mit dem Einsatz von Lightgate lenken wir die Fahrgäste zu weniger ausgelasteten Wagen und beschleunigen den Ein- und Ausstieg“, sagte Peter Buchner. „So können wir die Pünktlichkeit verbessern und machen die Fahrt mit der S-Bahn noch komfortabler.“

Die Einführung von Auslastungsinformationen sei ein bedeutender Fortschritt für den öffentlichen Nahverkehr, machte Martin Fuchs deutlich. „Diese Daten bieten unseren Fahrgästen wertvolle Orientierung und tragen dazu bei, ihre Reisen komfortabler und stressfreier zu gestalten. Gleichzeitig ermöglichen sie eine effizientere Planung und Steuerung des gesamten Systems.“

Mit Lightgate nutzt die S-Bahn Berlin eine Technik, die bei der S-Bahn Hamburg entwickelt wurde und dort bereits im Einsatz ist. Für den Pilotversuch hier hat die S-Bahn zehn Sensoren zwischen Hauptbahnhof und Jannowitzbrücke sowie zwischen Tempelhof und Neukölln installiert. Ziel ist es, dass sich die Fahrgäste schon bevor die S-Bahn einfährt, großzügiger auf dem Bahnsteig verteilen und in die weniger besetzten Wagen einsteigen. Das würde Zeit beim Ein- und Ausstieg sparen, sodass sich die Weiterfahrt nicht verzögert.

Die Deutsche Bahn und die Länder Berlin und Brandenburg investieren rund 900.000 Euro in das auf mehrere Jahre angelegte Pilotprojekt.

 

Ausführliche Informationen und Fotos zum Pilotprojekt bei der S-Bahn Berlin gibt es unter sbahn.berlin/auslastung.
Informationen zur Technik sind unter lightgate.deutschebahn.com zu finden.

 

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