Der ganze Bahnsteig voller Menschen! Über 20.000 Besucher:innen aus Teltow, Stahnsdorf, Kleinmachnow, Berlin und weiteren Orten waren vor 20 Jahren, am 24. Februar 2005, auf den Beinen, um die Abfahrt des ersten Zuges vom neuen S-Bahnhof Teltow Stadt nach Berlin zu erleben. Wen wundert’s, hatte die brandenburgische Kleinstadt doch zuvor ganze 43 Jahre, sechs Monate und elf Tage darauf gewartet, wieder ans S-Bahnnetz angeschlossen zu werden.
In einem Nachbericht der punkt 3 ist zu lesen: „Pünktlich 13.27 Uhr erhielt Triebfahrzugführer Frank Muschke den Abfahrtsbefehl – begleitet vom Triebfahrzeugführer a. D. Hans Riedel, der 1961 die letzte S-Bahn nach Teltow fuhr. […]“ Anders als vor der Wende, fuhr die S-Bahn nun direkt in die Stadt hinein. Dafür wurden eine neue Strecke und ein neuer Bahnhof errichtet. punkt 3 würdigte die Eröffnung mit einem achtseitigen Extra, in dem alles nachzulesen war, was man über die neue Linie wissen musste.
Bürgermeister Thomas Schmidt, Foto: Dirk Pagels
Drei Tage lange wurden damals die Teltower S-Bahn-Tage gefeiert. Dafür hatte die S-Bahn Berlin gemeinsam mit der Stadt Teltow ein buntes Programm auf die Beine gestellt, um die Einwohner:innen der Region sowie weitere Interessierte zum Kennenlernen der neuen S-Bahn-Verbindung einzuladen. Neben einem musikalischen Bühnenprogramm wurden zum Beispiel auch Sonderfahrten angeboten und verschiedene Vereine haben sich und ihre Arbeit präsentiert.
„Die Eröffnung der S-Bahn-Station Teltow Stadt vor 20 Jahren hat der Entwicklung unserer Kommune einen enormen Schub verliehen. Der Bevölkerungszuwachs, der uns zwischenzeitlich zu einer der am schnellsten wachsenden Mittelstädte Deutschlands machte, hat definitiv mit der S-Bahn-Anbindung zu tun“, sagt Teltows Bürgermeister Thomas Schmidt. „Von 2005 bis heute ist die Einwohnerzahl von rund 20.000 auf 30.000 gestiegen. Gerade für Berufspendlerinnen und -pendler von und nach Berlin war die S-Bahn-Anbindung ein entscheidendes Argument, den Wohnsitz nach Teltow zu verlegen.“ Thomas Schmidt war bereits damals Bürgermeister in Teltow. Er hat also die Eröffnung des Bahnhofs unmittelbar erlebt und die Entwicklung seiner Stadt seitdem begleitet.
Erster Haltepunkt vor 124 Jahren
Die Geschichte der Station reicht jedoch noch sehr viel weiter zurück. Ein Haltepunkt wurde erstmals am 1. Oktober 1901 an der Mahlower Allee eröffnet. Von nun an hielten am Teltower Stadtrand die Personenzüge aus Berlin Richtung Ludwigsfelde.
Als am 2. Juni 1913 von Wannsee nach Stahnsdorf die sogenannte Friedhofsbahn in Betrieb ging, bemühte sich der Teltower Magistrat um die bessere Einbindung seiner Stadt in den Vorortverkehr. Um den Anschluss an die Anhalter Bahn herzustellen, sollte die Lücke von Stahnsdorf über Teltow und Lichterfelde Süd bis nach Lichterfelde Ost geschlossen werden. Wie historische Quellen berichten, habe die Preußische Regierung jedoch wenig Interesse an der verlängerten Vorortbahn gezeigt.
Erst in den 30er-Jahren gab es neue Hoffnung, als die Deutsche Reichsbahn die Verlängerung der elektrischen S-Bahn über Lichterfelde Ost hinaus bis nach Trebbin plante. Dabei sollte ein Abzweig die Stadt Teltow einbinden und bis zur bereits elektrifizierten Friedhofsbahn in Stahnsdorf führen. Man begann dann auch mit ersten Erd- und Brückenbauarbeiten, bis der Zweite Weltkrieg dem Vorhaben schließlich ein vorläufiges Ende setzte.
Viele Jahre später, am 7. Juli 1951, ging die elektrifizierte Strecke von Lichterfelde Süd zum bereits existierenden Bahnhof Teltow in Betrieb, sodass die S-Bahnen von Bernau nun bis Teltow fuhren. Doch auch dieser elektrische S-Bahnbetrieb währte nur kurz. Er endete mit dem Mauerbau am 13. August 1961 – nach gerade mal zehn Jahren.
Foto: André Groth
Nach der Wende, 1992/1993, vereinbarten der Bund, die Deutschen Bahnen (Reichsbahn und Bundesbahn) und die Länder Berlin/Brandenburg die Wiederherstellung und Grunderneuerung des S-Bahnnetzes fast wie 1961. Dazu gehörte auch die gezielte Ergänzung des Netzes mit dem Neubau der Strecke Lichterfelde Süd – Teltow Stadt. Der erste Spatenstich für die Strecke nach Teltow Stadt erfolgte am 22. Oktober 2003 – und schließlich konnte 2005 die Inbetriebnahme gefeiert werden.
„Seitdem hat Teltow von der Anbindung an Berlin profitiert und wird auch weiterhin davon profitieren. Ich bin mir sicher, dass auch die geplante Verlängerung der S-Bahn-Linie bis nach Stahnsdorf eine zusätzliche Initialzündung für die ganze Region sein wird“, sagt Bürgermeister Thomas Schmidt. „Der Metropolenraum im Südwesten Berlins hat rund 65.000 Einwohner. Der geplante Haltepunkt an unserer Iserstraße und der Endbahnhof in Stahnsdorf bergen ein großes Entwicklungspotenzial, das gehoben werden kann. Die S-Bahn wird dabei – wie seit 20 Jahren – sehr hilfreich sein.“
Thomas Schmidt bezieht sich hierbei auf das Infrastrukturprojekt i2030 (i2030.de). Es sieht eine Verlängerung der Strecke auf der bisher freigehaltenen Trasse vom derzeitigen Endbahnhof Teltow Stadt über den neuen Haltepunkt „Teltow Iserstraße“ bis zum neuen Endbahnhof „Stahnsdorf Sputendorfer Straße“ vor. Das Land Brandenburg finanziert die Vorplanung der Streckenverlängerung mit sechs Millionen Euro. Eine Inbetriebnahme streben die Verantwortlichen im Jahr 2032 an. Außerdem stellt Berlin vier Millionen Euro zur Verfügung, um den zweigleisigen Ausbau der S-Bahn-Strecke zwischen Südende und Lichterfelde Ost vorzuplanen. Das soll künftig einen 10-Minutentakt auf der S25 bis Stahnsdorf ermöglichen.
Apropos besserer Takt: Nach Teltow Stadt gibt es den bereits. Seit dem 18. Juli 2011 ist die S-Bahn zwischen dem Brandenburger Vorort und der Berliner Innenstadt alle zehn Minuten unterwegs. Darauf abgestimmt wurde seinerzeit auch das restliche ÖPNV-Angebot mit den örtlichen Busunternehmen. Diese Verknüpfung macht es für Pendler:innen bis heute attraktiv, für die Fahrt nach Berlin auf die öffentlichen Verkehrsmittel zu setzen.
Tipps für einen Ausflug nach Teltow
Altstadtführung des Heimatvereins Teltow
Datum: 8. März, 10 - 12 Uhr
Treffpunkt: Ruhlsdorfer Platz / Ecke Berliner Straße neben Café DREIKÄSEHOCH
Geschichten und Geschichte unter alten Linden und über historisches Pflaster. Kostenlose Teilnahme. heimatverein-teltow.deTeltow singt – das Mitsingkonzert!
Datum: 12. März, 20 Uhr (Einlass 19.30 Uhr)
Ort: Neues Rathaus (Stubenrauchsaal), Marktplatz 1-3
Die jeweiligen Songtexte werden mittels Beamer an eine Leinwand übertragen und schon kann es mit dem Singen losgehen. Die „SingIn Town Band“ begleitet die Gäste durch den Abend. Eintritt: 10 € (Karten sind nur an der Abendkasse erhältlich. Voranmeldung ist unbedingt notwendig!) kultur.teltow.deTeltower Jazz-Trödelmarkt
Datum: 5. April, 10 - 15 Uhr
Ort: Marktplatz in der Teltower Atstadt
Mit musikalischer Begleitung gemütlich bummeln, ausgiebig stöbern, viel entdecken und so manchen Schatz erstehen.