Ende September verließen die letzten beiden noch nicht modernisierten Viertelzüge der Baureihe 481 das Berliner S-Bahn Netz. Während ihrer Fahrt durch die Stadt verabschiedeten die Fahrgäste sie und ihr vertrautes Design. Bereits am S-Bahnhof Wannsee empfingen zahlreiche fotografierende Fans und winkende Fahrgäste den Zug. Sie alle wollten noch einmal mitfahren, Erinnerungen und Erlebnisse austauschen. Im Führerstand saß an diesem Tag Klaus Rühmann, seit über 50 Jahren Lok­führer bei der S-Bahn.


Links alt, rechts neu, nun ist das Nebeneinander vorbei. Foto: André Groth


Klaus Rühmann steuerte den Zug auf der Abschiedsfahrt zur Modernisierung. Foto: André Groth

An den S-Bahnhöfen Charlottenburg, Warschauer Straße und Treptower Park gab es längere Fotostopps, bis der Zug dann den Endbahnhof Schöneweide erreichte. Von dort ging es für ihn ins S-Bahn-Werk Schöneweide, wo er im Rahmen des Projekts „Langlebigkeit“ eine grundlegende Modernisierung durchlaufen wird.

Während der Fahrt herrschte im Zug buntes und lebendiges Treiben. Presse und Fernsehen waren vor Ort, Inter­views wurden geführt und überall sah man Kameras. Eine speziell für diese letzte Fahrt liebevoll gestaltete Popup-Karte wurde verteilt und kam sehr gut an. Fahrgäste, die den Zug spontan und zufällig bestiegen, zeigten sich überrascht vom Geschehen.

Die BR 481 hat sich mit ihrem jahrzehntelangen Betrieb in die Herzen der Berliner:innen und Branden­bur­ger:innen gefahren. Viele kennen die „Taucherbrille“, wie die Baureihe vom Volksmund liebevoll genannt wird, noch aus Kindertagen. Sie sind mit ihr zur Schule, an den Ausbildungsplatz und später zur Arbeit gefahren. Und da Abschied schwerfällt, gab es während der Fahrt auch immer wieder weh­mütige Äußerungen, gepaart mit der Freude auf die Zukunft und das neue Design.

Modernisierung im S-Bahn Werk Schöneweide

Wie alle Fahrzeuge der Baureihe vor ihnen, werden nun auch diese Viertelzüge im S-Bahn Werk Schöneweide auseinandergebaut und modernisiert. Sie werden von Handwerker:innen entkernt, aufgearbeitet, abgeschliffen und lackiert, bekommen einen neuen Fußbodenbelag, neue Sitzgestelle und Polster, zusätz­liche Haltestangen und Videoüberwachung im Fahrgastraum. In der ersten Jahreshälfte 2026 geht dann auch des letzte, fast 30 Jahre alte Fahrzeuge modernisiert wieder auf die Strecke und wird höchstwahrscheinlich noch bis in die 2030er Jahre hinein durch Berlin fahren.

„Wir sind stolz, dass wir fast 1.000 S-Bahn-Wagen saniert haben und heute die letzten Viertelzüge zur Modernisierung ins Werk Schöneide bringen“, sagte Karsten Preißel, Geschäftsführer Produktion der S-Bahn Berlin, der bei der gesamten Abschiedsfahrt dabei war. „In den zurückliegenden Jahren waren die Herausforderungen durch Corona und Lieferkettenprobleme groß. Umso mehr ist heute ein Tag zum Feiern.“ | Dorit Linke


Alles raus und alles neu heißt es bei der Inneneinrichtung der Züge. Foto: André Groth

Projekt Langlebigkeit

Mit 500 Fahrzeugen ist die Baureihe 481 das Rückgrat der Berliner S-Bahnflotte. Die Züge gingen zwischen 1996 und 2004 in Betrieb. Um länger als geplant fahren zu können, werden sie umfassend modernisiert. Bis Ende 2026 werden

  • … fast 1.000 S-Bahnwagen modernisiert,
  • … über 6.000 laufende Meter Wagenkasten-Langträger auf Korrosion untersucht und bei Befund saniert,
  • … 7.000 neue, schwarze Türflügel an den Einstiegen verbaut,
  • … 5.000 Videokameras im Fahrgastraum installiert,
  • … mehr als 27.000 neue Sitzgestelle und blaue Polster verbaut,
  • … knapp 29.000 Quadratmeter Fußbodenplatten und 32.000 Quadratmeter Belag neu verlegt,
  • … 7.000 horizontale Haltestangen nachgerüstet,
  • … und 12.000 taktile Türöffnungstaster eingebaut

worden sein.

Das sagen die Fahrgäste zum Abschied

Gerrit W.: „Es ist die letzte Fahrt mit dem alten Design, da möchte ich unbedingt dabei sein. Ich interessiere mich für die S-Bahn und habe am Vortag die Baureihe  sogar noch zufällig im Regelbetrieb erwischt.“

Gregor und Christian sind große S-Bahn Fans und wollten bei der Abschiedsfahrt unbedingt dabei sein. Christian möchte Triebfahrzeugführer bei der S-Bahn Berlin werden.

Christian T.: „Wir mögen alte S-Bahn-Züge und haben in den letzten Wochen immer im Netz geschaut, wo die „alten“ Züge der Baureihe 481 sind. Es sind ja immer weniger geworden.“

Gregor D.: „Wir haben eigene Listen geführt und sind neulich noch einmal einen Umlauf mit der Baureihe 481 gefahren, haben uns den Zug ganz genau angeschaut.“

Nico H. aus Prenzlauer Berg: „Ich bin 27 Jahre alt und kenne den Zug aus Kindertagen. Heute bin ich etwas wehmütig, weil ich Abschied vom vertrauten Design nehmen muss, freue mich aber auch auf die modernisierte Bahn.“

Nathalie G. aus Wedding: „Ich bin seit fünf Jahren in Berlin, dieser Zug war die erste S-Bahn, die ich kennengelernt habe.“

image_printdrucken