Am 11. Dezember 1924 hatten die Einwohner:in­nen von Hohen Neuendorf allen Grund zu feiern. Der neue Bahnhof war endlich fertig und konnte eröffnet werden. Das Empfangsgebäude war seinerzeit von Richard Brademann entworfen worden. Es zählt zu den frühesten Bahnhofsbauten des Architekten. In einem Zeitungsbericht soll das Empfangsgebäude damals als „wohlgelungener Bau“ bezeichnet worden sein.

Mit diesem Bahnhofsneubau hatte man die Station Hohen Neuendorf um rund 200 Meter nach Süden verlegt – und die Vorbereitungen für den elektrischen Betrieb auf der Strecke getroffen. Im Jahr 1925 wurden die Gleise der Vorortbahn mit einer seitlich befestigten Stromschiene versehen, von der die Stromabnehmer der neuen Elektrotriebzüge den Gleichstrom zum Antrieb abnehmen konnten. Die Aufnahme des elektrischen Zugbetriebs von Berlin über Hohen Neuendorf erfolgte am 5. Juni. Übrigens behielt die Station ihren Namen bis 1928, danach erhielt sie in Klammern den Zusatz „b Berlin“.

In den Folgejahren haben zahlreiche Fahrgäste den Bahnhof passiert, heute halten dort die S-Bahnen der Linien S1 und S8. Auch das Empfangsgebäude ist aus dem Stadtbild nicht mehr weg­zudenken.

Im März 2002 wurde die denkmalgerechte Sanierung des Hauses abgeschlossen, 2011 hat es die Stadt Hohen Neuendorf gekauft – und große Pläne für die Zukunft: ein Kulturbahnhof soll entstehen.

„Die Vision ist, dass die Menschen sich künftig vor dem Einstieg in die S-Bahn einen Kaffee und eine Tageszeitung mitnehmen können, aber auch, dass das Bahnhofsgebäude zu einem sozialen und kulturellen Treffpunkt wird“, erläutert Daniel Dinse, stellvertretender Fachbereichsleiter Marketing der Stadt Hohen Neuendorf. Hauptnutzerin soll die Stadtbibliothek werden, mit modernen Räumen im Untergeschoss.

„Weiterhin wird es einen Mehrzweckraum für Veranstaltungen sowie zwei weitere Räume, die durch Vereine und andere Gruppen in der Stadt angemietet und individuell genutzt werden können, geben.“ Baubeginn für den Kulturbahnhof war im Oktober 2023, die Fertig­stellung ist für Ende 2025 geplant. Was für ein schönes Geschenk zum dann 101. Bahnhofs­geburtstag!

 

Schon gewusst?

Ans Eisenbahnnetz angeschlossen war man in Hohen Neuendorf schon wesentlich länger, an der Nordbahnstrecke hatte es von 1877 bis 1924 bereits eine Station gegeben. Etwas nördlich
vom Standort des jetzigen Bahnhofs hielten einst die Züge für den Vorortverkehr.

 

Quellen: hohen-neuendorf.de („Seit 75 Jahren ohne Dampf“ von Jürgen Radtke), wikipedia.de, „Berlins S-Bahnhöfe – Ein dreiviertel Jahrhundert“ von Jürgen Meyer-Kronthaler und Wolfgang Kramer

 

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