Wenn Steine sprechen könnten! Vielfältige Architektur vom Mittelalter bis zur Moderne spiegelt die wechselvolle Geschichte der einstigen Tuchmacherstadt
Luckenwalde wider, die nur knapp 45 Minuten mit der Bahn vom Berliner Stadtzentrum entfernt liegt. Das Zentrum der Stadt wird von der spätgotischen Johanniskirche und dem Marktturm geprägt, das Heimatmuseum beleuchtet die Geschichte. Auch Familien können auf diesem Stadtrundgang manch spannende Entdeckung machen. Für sie lohnt sich besonders ein Besuch im Heimattierpark. Zum Abschluss der Tour lockt die Fläming-Therme mit Badevergnügen und einer vielfältigen Saunalandschaft. Für den neun Kilometer langen Stadtrundgang sollte man mindes-tens drei Stunden (reine Gehzeit ohne Besichtigungen etc.) einplanen.
Vom Bahnhof aus geht es zunächst durch die Innenstadt zum historischen Stadtkern Luckenwaldes, der sich am Marktplatz und am Nuthepark befindet. Unverkennbar reckt sich hier der frei stehende Markt-turm, der Glockenturm der spätgotischen St. Johanniskirche, in die Höhe. Wer schwindelfrei ist, sollte unbedingt die 153 Stufen des Turms erklimmen und die fantastische Aussicht genießen.
St. Johanniskirche und Marktturm in Luckenwalde, Foto: TMB-Fotoarchiv / Scotty Scout
Die St. Johanniskirche (evkirche-luckenwalde.de/johannis.php) wurde in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts von einer einfachen Saalkirche aus Feldsteinen zu einer zweischiffigen Hallenkirche mit Kreuzgewölbe umgebaut. Nach den Ordensregeln der Zisterzienser erhielt der Sakralbau keinen Kirchturm sondern lediglich einen kleinen Dachreiter, der bis heute auf dem Kirchenbau erhalten ist. Der Glockenturm steht separat und wird auch „Marktturm“ genannt. Er kann im Rahmen von Stadtführungen besichtigt werden.
Gegenüber der St. Johanniskirche befindet sich das Heimatmuseum, in dem sich Besucher:innen mit der Geschichte der Stadt vertraut machen können. Und auch dem berühmten Sohn der Stadt, Rudi Dutschke, dem bekanntesten Vertreter der Studentenbewegung von 1968, ist ein höchstpersönliches Exponat gewidmet.
In der Dauerausstellung erfährt man unter anderem, was ein mittelalterlicher Bierstreit und der große Stadtbrand 1780 im 222 Kilometer entfernten Gera mit dem rasanten wirtschaftlichen Aufschwung von Luckenwalde zu tun haben.
Alpakas im Heimattierpark Luckenwalde, Foto: Kasjan Farbisz / pixabay.com
Wer nach so viel Kultur etwas hungrig geworden ist, dem bietet das Café-Restaurant „klassMo“ (klassmo.de) in der alten Pianofabrik lukullische Genüsse in passendem Ambiente – etwa 500 Meter vom Marktplatz entfernt. Hier kommen vegane oder flexitarische Gerichte auf den Teller, die Kuchen sind liebevoll selbstgemacht.
Auf dem Weg zum etwa einen Kilometer entfernten Heimattierpark, geht es in der Theaterstraße am Stadttheater und der Friedrich-Ebert-Grundschule vorbei. Das im Stil des Neuen Bauens Ende der 1920er Jahre errichtete Architektur-Ensemble ist sehr sehenswert. Wenige hundert Meter davon entfernt liegt der Tierpark mit Streichelgehege (tierpark-luckenwalde.eu). Mit etwa 195 Tieren in über 36 Arten und Rassen ist er der größte im Landkreis Teltow-Fläming.
Anschließend steht ein ganz besonderes Architekturhighlight auf dem Programm: die ehemalige Hutfabrik des berühmten Architekten Erich Mendelsohn. Der Weg dorthin führt ein Stück am Rothegraben entlang und durch die Straße „Am Freibad“, die Jüterboger und Alex-Sailer-Straße zur Industriestraße 2, wo sich das unverwechselbare Baudenkmal befindet.
Die „Mendelsohnhalle“ entstand Anfang der 1920er Jahre im expressionistischen Stil. Das schachtförmige Holzdach über dem Färbereigebäude diente der Entlüftung und ähnelt tatsächlich einem Hut. Heute wird das Gebäude für Veranstaltungen genutzt, eine Besichtigung ist nur nach Voranmeldung möglich (Touristinformation Luckenwalde Tel. 03371 672500).
Die berühmte Hutfabrik gilt als herausragendes Beispiel expressionistischer Industriearchitektur. Men-delsohn, der selbst die Luckenwalder Hutfabrik zu seinen besten Entwürfen zählte, wurde durch seine neuartige Formgestaltung und moderne Architekturbauweise in der Stahlbetontechnik berühmt. Nach umfangreichen Restaurierungsarbeiten erstrahlt das denkmalgeschütze Bauwerk, welches 1923 fertiggestellt wurde, seit 2011 wieder in ursprünglichem Glanz.
Panorama-Turmblick, Dutschkes Pullover, Tierpark und Mendelsohnhalle – was könnte eine abwechs-lungsreiche Stadterkundung besser abrunden als Badespaß in der Fläming-Therme (flaeming-therme.de)? Egal ob im 25-Meter-Sportbecken, im Freizeitbad, dem Therapie- und Entspannungsbecken oder in der vielseitigen Saunalandschaft: Hier kommt jeder Gast auf seine Kosten!
Wieder zurück am Bahnhof, gibt es ein weiteres Architekturhighlight zu bewundern: den schiefen goldenen Turm von Luckenwalde, ein imposanter Anbau des alten, sanierten Bahnhofsgebäudes, in dem sich die Stadtbibliothek befindet. Vielleicht bleibt ja vor Abfahrt des Zuges noch etwas Zeit, das Gebäude von innen zu betrachten und ein wenig zu schmökern.
Anreise
Hinfahrt: z. B. mit dem RE3 um 9.32 Uhr ab Berlin Hbf bis Bf Luckenwalde (alternativ kann man auch den RE4 nutzen)
Fahrzeit: 46 Minuten
Rückfahrt: z. B. um 17.44 Uhr
Ticket-Tipp
Das Brandenburg-Berlin-Ticket (BBT) gilt Mo - Fr von 9 Uhr bis 3 Uhr des Folgetages sowie Sa + So und an Feiertagen von 0 Uhr bis 3 Uhr des Folgetages. Das BBT kostet 35 € und kann von Gruppen bis zu fünf Personen genutzt werden. Darüber hinaus können bis zu drei Kinder im Alter von sechs bis 14 Jahren kostenlos mitgenommen werden. Wer das Deutschland-Ticket nutzt, kommt auch damit bis nach Luckenwalde. bahn.de/brandenburg | vbb.de
Tipps für den Ausflug
Führung durch die Mendelsohnhalle
Bei einer Führung durch die ehemalige Hutfabrik erfahren Besucher:innen viel über die Zusammenhänge von Mendelsohnhalle und Stadtgeschichte.
Anmeldung über das Heimatmuseum: Tel. 03371 672-550 oder museum@luckenwalde.deFloh- und Trödelmarkt
1. März | 9 - 14 Uhr
Boulevard Luckenwalde
luckenwalde.de
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