Stolz hält er seinen Führerschein am S-Bahnhof Schöneweide in die Höhe und lächelt in die vielen Kameras. Dieser wurde ihm wenige Minuten zuvor von S-Bahnchef Peter Buchner im Blitzlichtgewitter persönlich überreicht. „Herzlichen Glückwunsch zur bestandenen Prüfung – und dass Sie nun Lokführer der Berliner S-Bahn und Teil unseres Teams sind. Ich freue mich darüber“, sagt Buchner und schüttelt ihm die Hand.

Mohammad Omidi ist der 1000. Lokführer der Ausbildungsoffensive, die die S-Bahn Berlin 2015 begonnen hat. Pro Jahr hat das Verkehrsunternehmen bis zu 204 Ausbildungsplätze, verteilt auf 17 Kurse, angeboten. Im Durchschnitt beenden zwei Drittel der Anwärter:in­nen die zwölf­monatige Quali­fizierung und schließen die Prüfung erfolgreich ab. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Mittlerweile haben 1000 Anwär­ter:in­nen die Qualifi­zierung erfolgreich durchlaufen und das wurde nun am 18. Juni bei einem offiziellen Pressetermin gefeiert.


S-Bahn-Chef Peter Buchner gratuliert dem „frischgebackenen“ Lokführer Mohammad Omidi. Foto: Christiane Flechtner

 

Altersbedingte Abgänge wurden ausgeglichen

„Wir haben derzeit 1230 Vollzeit­kräfte bei den Lokführerinnen und Lokführern – das bedeutet, dass wir nun in den vergangenen zehn Jahren fast alle einmal ausgetauscht haben und auf diese Weise die altersbedingten Abgänge ausgleichen konnten“, erklärt Peter Buchner. Und es gehe positiv weiter: „Schon heute haben wir alle Qualifizierungskurse bis Jahresende voll besetzt. Das zeigt, dass die Menschen gerne bei uns arbeiten wollen. Die S-Bahn Berlin ist eine attraktive Arbeitgeberin. Wir bilden genügend Lokführer:innen aus, um unser Angebot stabil fahren zu können. Aktuell können wir sogar andere Regionen unterstützen, in denen der Arbeitsmarkt noch angespannter ist. So helfen derzeit zehn unserer Kol­leg:innen bei der S-Bahn Rhein-Main aus“, fügt der S-Bahn-Chef hinzu.

Mit der Ausbildungsoffensive reagierte die S-Bahn Berlin vor einer Dekade auf die sich abzeichnende demografische Entwicklung und den leergefegten Arbeitsmarkt im Bereich der Triebfahrzeugführer:innen. Dazu baute sie ihre Kapazitäten zur Personalgewinnung und Qualifizierung massiv aus. Die S-Bahn Berlin bildet die Anwärter:innen selbst aus – und zwar in einem eigenen Schulungs­gebäude auf dem Gelände des Werks Schöneweide. Jeden Monat starten teils mehrere Ausbildungsklassen mit der zwölfmonatigen Qualifizierung – aufgeteilt in theoretischen Unterricht und Praxistraining an Fahrzeugen und vier Fahrsimulatoren. Waren es zu Beginn der Offensive noch sechs Trainer:innen und 46 Ausbildungs­­lok­führer:innen, sind nun insgesamt 23 Trainerinnen und Trainer sowie rund 80 Ausbildungs­lokführer:innen im Lehr-Einsatz.

 

Verkehrssenatorin Ute Bonde sendete Glück­wünsche an die S-Bahn:
„Glückwunsch zu der wirklich erfolgreichen Ausbildungs­offensive der S-Bahn! Ich gratuliere allen künftigen Fahrerinnen und Fahrern zu ihren bestandenen Prüfungen, und ich bedanke mich zugleich bei Ihnen und allen Beschäftigten der S-Bahn für ihren ganz persön­lichen täglichen Einsatz. Sie ermöglichen den Menschen in unserer Stadt eine attraktive und verlässliche umweltfreundliche Mobilität.“

 


Mohammad Omidi fährt am liebsten auf den Linien S25 und S7. Foto: Christiane Flechtner

 

Job als Lokführer war sein Traum

Mohammad Omidi kam vor sieben Jahren aus dem Iran nach Deutschland. Für den studierten Ingenieur war es von Anfang an ein großer Traum, als Lokführer zu arbeiten. „Doch ich sprach anfangs nicht gut deutsch. Schließlich ist meine Muttersprache persisch“, erinnert sich der 31-Jährige. Vor allem die Fachbegriffe der Deutschen Bahn waren ihm unbekannt. Und so arbeitete er erst einmal als Busfahrer in Märkisch-Oderland. Doch dann gab er sich im vergangenen Jahr einen Ruck und schickte seine Bewerbung an die S-Bahn Berlin, wurde sofort zum Vorstellungsgespräch geladen und erhielt eine Zusage für die Ausbildung.

Die erste Woche sei hart gewesen – er dachte sogar ans Aufgeben. „Aber ich hielt durch, und langsam wurde es besser“, erinnert er sich. „Das lag auch an meinen Mitschülerinnen und Mitschülern, die mir sehr geholfen haben. „Das Regelwerk ist sehr schwer zu verstehen, aber ich wurde so toll unterstützt, sodass ich meine Ausbildung erfolgreich abschließen konnte.“

Omidi verlor in der Zeit der Aus­bildung nie seinen Optimismus: „Wenn man sich Mühe gibt, dann erreicht man auch sein Ziel“, ist seine Devise. Jens Klischies, Ausbildungsleiter bei der S-Bahn Berlin, kann das bestätigen: „Er hat gelernt, gelernt, gelernt und seine Ausbildung zum Lokführer wie ein Komet durchlaufen.“ Mittlerweile arbeitet Omidi ganz normal als Triebfahrzeugführer und genießt seinen Traumjob: „Meine Lieblingsstrecken sind die S25 und S7, aber ich bin auch gern auf der S1 und S2 unterwegs.

Die Fahrt durch den grünen Grunewald genieße ich sehr, aber auch Fahrten auf der Stadtbahn bei Sonnenauf- oder -untergang. Der Blick über die Gebäude, wenn sie in diesem besonderen Licht schimmern, ist unbeschreiblich schön.“

Von der erfolgreichen Personal­gewinnung profitieren vor allem die Fahrgäste, denn wenn alle Schichten und Bereitschaften besetzt sind, läuft der Betrieb spürbar stabiler. Damit das so bleibt, läuft das Recruiting weiterhin auf Hochtouren: Das Recruiting-Team der S-Bahn Berlin nutzt dafür das neue acht Meter lange und dreieinhalb Tonnen schwere Promotion-Fahrzeug, um überall dort für den Berufseinstieg zu werben, wo Menschen zusammenkommen – unter anderem bei Festivals, Messen oder Fußballspielen. In das Fahrzeug integriert: ein Fahrsimulator mit Originalsoftware, wie er auch in der Ausbildung genutzt wird. Wer mag, kann sich selbst ans Steuer einer S-Bahn setzen und einen authen­tischen Eindruck vom Beruf als Lokführer:in bekommen.

 

Wer es selbst ausprobieren möchte:
Das Recruiting-Team macht mit dem Promotion-Fahrzeug demnächst Stopp beim Lollapalooza-Festival am 12. und 13. Juli am Olympia­stadion, am 19. und 20. Juli beim Lesbisch-schwulen Stadtfest in Schöneberg und am 27. September beim Festival der Riesendrachen auf dem Tempelhofer Feld.

 

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