„Suppe oder Brot?“ „Kaffee oder Tee?“ Essen und Getränke gehen im Eiltempo über den Tresen in der Bahnhofsmission am Zoo. Nach einer kalten und regnerischen Nacht sind die Menschen, die am frühen Mittag vorbeikommen, froh, sich aufwärmen zu können. „Ich komme aus der Ukraine und schlafe um die Ecke mit vielen anderen in Zelten unter der Brücke“, erzählt eine jüngere Frau. „Ich bin dankbar für die Unterstützung, die es hier gibt.“


Der angehende Lokführer Jonas verteilt Stullen an die Obdachlosen. Foto: K. Lübcke

Bis zu 500 Mahlzeiten geben die Mitarbeiter:innen der Bahnhofsmission täglich aus. In der Kleiderkammer suchen sie warme Jacken, Schals oder Handschuhe heraus und betreuen das Hygienecenter, in dem Wohnungslose duschen oder die medizinische Fußpflege nutzen können. Heute wird das Team tatkräftig von zehn Azubis der S-Bahn Berlin unterstützt. In der Frühschicht helfen Jonas, Florian, David und Vanessa beim Social Day.


Hanna zum Einsatz in der Bahnhofs­mission: „Es ist so wichtig, zu helfen!“ Foto: K. Lübcke

Viele haben es schwer

„Es ist ein gutes Gefühl, mitanpacken zu können“, meint David, der eine Ausbildung zum Elektroniker macht. „Vorhin habe ich mit einer Frau gesprochen, die das Sorgerecht für ihr Kind verloren hat, weil sie auf der Straße lebt. Manche Schicksale sind sehr berührend.“ „Ich hatte bisher noch keinen Kontakt zu Obdach­losen“, sagt seine Kollegin Vanessa. „Hier erfährt man, wie schwer es viele haben.“ Jonas, der eine Ausbildung zum Lokführer macht, findet es wichtig, mehr über Menschen zu erfahren, die ihm später im Berufsalltag begegnen werden.


Heiße Erbsensuppe bei frostigem Wetter: Azubi David sorgt für Nachschub. Foto: K. Lübcke

„Uns ist es ein Anliegen, dass unsere Azubis lernen, wie sie respektvoll mit Wohnungslosen umgehen. Wie spreche ich sie an? Was ist dabei wichtig? Schließlich ist die S-Bahn Teil dieser Stadt, in der mehr als 8.000 Menschen auf der Straße leben“, sagt Andreas Splawski, Betriebsratsvorsitzender bei der S-Bahn Berlin. Vor zwölf Jahren hat er den Social Day ins Leben gerufen, bei dem sich Azubis des Unternehmens für einen guten Zweck einsetzen. „Das ist eine sehr sinnvolle Aktion“, findet Sünje Hansen, Leiterin der Einrichtung am Zoo. „Wir möchten gemeinsam Berührungsängste abbauen und den Azubis die Gelegenheit geben, unsere Gäste kennenzulernen.“


Begleitet werden die Azubis von Michael Hallmann, Nachwuchskräfte-Gesamt­koordinator der S-Bahn Berlin, und dem Betriebsratsvorsitzenden Andreas Splawski. Foto: K. Lübcke

Im Kältebus unterwegs

Andreas Splawski engagiert sich auch privat für die Bahnhofsmission. Jedes Wochenende ist der S-Bahner mit dem Kältebus auf Berlins Straßen unterwegs, um Wohnungslosen Hilfe anzubieten, eine heiße Tasse Tee oder einen warmen Schlafsack. Auf Wunsch bringt er sie zu einem sicheren Schlafplatz. „Schauen Sie nicht weg, sondern sehen Sie den Menschen, wenn Sie jemandem begegnen, der obdachlos ist. Laden Sie ihn vielleicht einfach mal zum Frühstück ein“, rät Splawski anderen, die helfen möchten.

Zum Schluss der Schicht in der Bahnhofsmission gab es noch eine Überraschung: Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner kam persönlich beim Social Day am Bahnhof Zoo vorbei. Gemeinsam mit den Azubis schenkte er Tee und Kaffee aus.

K. Lübcke


Beim Social Day packte auch Dr. Mélanie Schäffner mit an, Geschäftsführerin Personal bei der S-Bahn Berlin. Foto: K. Lübcke

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