Die Hundebox steht schon lange. Niemand scheint sie zu vermissen. Sie ist groß und steht ganz oben auf einem Regal in der Fundstelle der Deutschen Bahn (DB) am Bahnhof Berlin-Lichtenberg. Wie geht so ein Teil verloren, fragt man sich un­willkürlich. Und: Warum will man es nicht zurückhaben? Fragen, die auch Peter Achtmann während seines Arbeitstags hin und wieder in den Sinn kommen. Er gehört seit drei Jahren zum Team der Fundstelle, war zuvor hauptsächlich in der Privatwirtschaft tätig. „Ganz grundsätzlich kann man sagen, dass alles verloren wird“, erzählt er. „Darunter sind normale Dinge wie Schmuck oder Geld, aber auch skurrile Sachen wie Gebisse. Wir hatten hier auch schon mal den Außenborder eines Motorbootes“, ergänzt er lachend.

 

Hauptzentrale in Wuppertal

Die Lagerungsfrist für alle Fund­sachen beträgt 28 Tage. Sind die abgelaufen, kommen die Sachen per Container in die Hauptzentrale des DB-Fund­büros nach Wuppertal. „Das betrifft rund 60 Prozent aller Fundsachen“, führt Peter Achtmann aus. „Dort beginnt die Suche nach der Besitzerin oder dem Besitzer erneut. Wenn nach etwa drei Monaten noch immer niemand gefunden ist, können die Sachen vernichtet oder ver­steigert werden. Meist werden sie versteigert.“

Lichtenberg gehört neben München, Frankfurt (Main), Hamburg und Köln zu den größten Außenstellen des zentralen Fundbüros. Insgesamt sind es rund 90. „Was das Aufkommen angeht, liegen wir auf dem zweiten Platz“, weiß Peter Achtmann. In Lichtenberg kümmern sich 15 Mitarbeitende um die Fundsachen, sie werden in fünf Bereichen eingesetzt: An­nahme, Schalter, Telefon, Fund­bearbeitung und Betreuung Schließfach­anlagen. „Wir fahren täglich Touren, um Fundsachen von anderen Bahnhöfen einzusammeln und die Schließfächer zu leeren. Überlagertes Gepäck wird abgeholt und ebenfalls wie eine Fundsache behandelt.“


Peter Achtmann gehört seit drei Jahren zum Team der DB-Fundstelle am Bahnhof Berlin-Lichtenberg. Foto: Josephine Mühln

 

Verluste zügig online melden

Wie geht man nun aber vor, wenn man etwas verloren hat? „Im Idealfall merkt man das sofort und macht – das ist ganz wichtig – eine Verlustmeldung auf der Internetseite fundservice.bahn.de“, sagt Peter Achtmann. „Dann ist die Fundsache in unserem System, das bundesweit arbeitet, erfasst. Beispielsweise ist ein Koffer aus Berlin mal in Stuttgart wieder aufgetaucht – und konnte dank des Programms zugeordnet werden.“

Für Sachen, die ins Fundbüro kommen, gilt die Faustregel, dass sie ab einem Wert von etwa 15 Euro als Fundsache aufgenommen werden. „Aber natürlich gibt es Ausnahmen. Wir vernichten Sachen zum Beispiel sofort, wenn sie nicht lagerungsfähig sind – wie zuletzt ein Rucksack voller Lebensmittel“, erläutert Peter Achtmann. „Auch Spielsachen oder Kuscheltiere werden gesondert behandelt, weil der emotionale Wert hier oft höher ist.“

Die Aufklärungsrate sei hoch, sagt Peter Achtmann, häufig würden die Besitzer:innen gefunden. „Wir sind sehr detektivisch unterwegs und es ist auf jeden Fall hilfreich, wenn man empathisch ist.“ Da in Berlin viele Tourist:innen unterwegs sind, kommt es nicht selten vor, dass Fundsachen in die ganze Welt verschickt werden, um zurück zum:zur Besitzer:in zu gelangen. Bezahlt werden muss das von den Eigentümer:innen im Voraus.

Während Peter Achtmann durch die Regale läuft und von seiner Arbeit berichtet, kommt er auch an einem Schwung Fahrräder vorbei, die noch auf ihre Aufnahme ins System warten. Ein Bruchteil aller Räder, die insgesamt in Lichtenberg stehen. „Im Schnitt haben wir unten im Lager bis zu 500 Stück. Die werden nach sechs Monaten versteigert. Wir machen drei bis vier Versteigerungen pro Jahr“, erläutert Peter Achtmann. „Dabei geht es uns nicht um Umsatz, sondern darum, das Lager leer zu machen.“ Schließlich lassen neue Fundräder meist nicht lange auf sich warten.


Foto: Josephine Mühln

 

Gut zu wissen

Beim Fundservice der Deutschen Bahn (DB) können Fundsachen abgegeben werden, die in Regionalzügen oder auf Regionalbahnhöfen gefunden werden. Mitarbeitende der DB Reinigung übergeben zudem zweimal pro Woche, was sie bei der Reinigung von ICEs gefunden haben. Generell müssen die Mitarbeitenden in Lichtenberg jede Fundsache auf Gefahrenstoffe oder illegale Inhalte untersuchen. Werden Drogen oder Waffen gefunden, wird die Bundespolizei dazugeholt. Das Fundbüro in Berlin-Lichtenberg hat eine Fläche von rund 600 Quadrat­metern, dazu kommt ein Lager unten im Bahnhof.
Wichtig: Die S-Bahn Berlin betreibt zusammen mit den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG) ein eigenes Fundbüro (Rudolfstraße 1 - 8, 10245 Berlin). Mehr dazu unter sbahn.berlin/fundservice

 

Verlorenes oder Gefundenes online melden:
fundservice.bahn.de
Verluste können auch telefonisch unter h   030 297 12601 gemeldet werden. Die Mitarbeiter:innen der Fundstelle Berlin-Lichtenberg sind erreichbar: Mo + Do  14.30 - 19.30 Uhr, Di + Fr  8 - 13 Uhr

 

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