Man sieht sie nicht, aber sie sind da – 365 Tage im Jahr rund um die Uhr: S-Bahner:innen sorgen in sechs Instand­haltungswerken tagtäglich für einen reibungslosen Einsatz der Fahrzeuge der S-Bahn Berlin. Ihre rot-gelben Züge bringen auf 340 Kilometern Strecke und 16 Linien insgesamt 473 Millionen Fahrgäste pro Jahr sicher und umweltfreundlich ans Ziel.

Eines dieser Werke ist das Werk Friedrichsfelde. Hier scheint am 21. Juni die Sonne durch die Oberlichter der Werkhalle. Es ist heute ruhig und nicht so voll wie sonst – schließlich sind viele S-Bahnen im Sondereinsatz, um die Fans zur Fußball-Europameisterschaft durch die Stadt zu fahren. Dennoch haben die Handwerker:innen alle Hände voll zu tun: Industriemechaniker Marcin Hahn reinigt mit einem Spray die Stromabnehmer und widmet sich dann mit Mechatroniker Kevin Arndt den Instandhaltungs­arbeiten an der Kupplung des Zuges. In einer S-Bahn steht Rangierführer Mirko Bleier am Rangierpult und kuppelt zwei Viertelzüge (aus zwei Wagen bestehend) gewissenhaft zusammen. Währenddessen ist Instandhalter Christopher R. im Fahrgastraum damit beschäftigt, Graffiti zu beseitigen. „Anschleifen, reinigen und drüber­sprühen – das ist die Reihenfolge meiner Tätigkeiten, um die Schmierereien unsichtbar und die Innenverkleidung wie neu aussehen zu lassen“, sagt er.


Foto: Flechtner


Instandhalter Christopher R. beseitigt Graffiti im Fahrgastraum. Foto: Flechtner

 

Betriebsnahe Instandhaltung

„Hier im Werk sind aktuell rund 80 Handwerkerinnen und Handwerker tätig“, erklärt Werkleiter Ulf Dittrich. „Sie alle sind für die betriebsnahe Instandhaltung verantwortlich – das umfasst die Durchführung von planmäßigen Arbeiten, die Radsatzbearbeitung und den Tausch von Komponenten. Auch die Beseitigung von Schäden und Sachbeschädigungen gehört mit zum Aufgabenfeld. So können wir größtmögliche Verlässlichkeit der S-Bahnen im Verkehr und darüber hinaus auch größte Sicherheit für die Fahrgäste bieten“, weiß er.

Die Besonderheit: Alle Baureihen sind verschiedenen Instandhaltungswerken zugeschrieben – sind also dort beheimatet. Im Falle von Friedrichs­felde ist das die Baureihe 481: Von hier aus sind regelmäßig 188 Viertelzüge auf den Linien S5, S75 und S9 im Einsatz.

Eine weitere Besonderheit: „Zu uns gehört als Außenstelle das Werk Erkner mit rund 45 Handwerkerinnen und Handwerkern“, sagt Dittrich. Dort ist mit den 480ern die älteste Fahrzeugbaureihe beheimatet. Die 65 Viertelzüge sind ausschließlich auf der Linie S3 unterwegs. „Erkner und Friedrichsfelde werden von 16 Mitarbeitenden gesteuert – von Fachreferenten, Werkingenieuren und Meistern bis zu mir als Leiter“, erklärt Dittrich.

Das S-Bahn-Team der beiden Werke ist extrem leistungsfähig: Alle anfallenden Wartungs- und Reparaturarbeiten führen die Kolleg:innen selbst durch. Und viele bleiben „ihrem Werk“ treu, sind teils schon Jahrzehnte dabei.


Reinigung der Stromabnehmer, Foto: Flechtner


Werkleiter Ulf Dittrich, Foto: Flechtner

 

Lange Geschichte

Und wahrlich haben Friedrichsfelde und Erkner eine bewegte Geschichte hinter sich: Beide S-Bahnwerke haben 2023 ihren 95. Geburtstag gefeiert. In Friedrichsfelde hat jedoch alles bereits 1903 angefangen – als Werkstatt für Dampflokomotiven. Der große Halbrundschuppen musste im Rahmen der großen Elektrifizierung der S-Bahn weichen: Ab 1924 entstand die Triebwagenhalle mit vier Gleisen. Elektrisch sei man zuerst nur bis Lichtenberg ge­fahren, wo die Fahrgäste in die noch mit Dampf betriebenen Vorortzüge umstiegen. „1952 und 1953 entstanden Kran­halle und Verwaltungsgebäude“, sagt Dittrich.

2006 bis 2010 komplett stillgelegt, holte man das Werk 2010 wieder aus dem Dornröschenschlaf. Ein Sanierungsprojekt in zweistelliger Millionenhöhe begann – es umfasste eine grundlegende Gebäudesanierung, den Neubau der Außengleisanlagen, die Gesamterneuerung der Arbeitsstände und den Bau einer großen S-Bahn-Waschanlage. „Vor allem an der Reaktivierung haben viele S-Bahner tatkräftig mitgewirkt. Man merkt wirklich, dass die Kolleginnen und Kollegen mit Herz und Seele dabei sind, wenn es um die S-Bahn Berlin und das Werk Friedrichsfelde geht“, sagt Dittrich. Der Metropolenverkehr mit einer so großen Fahrzeugflotte sei eine besondere Herausforderung für alle: „Aber diese tagtäglich zu meistern, macht auch Spaß“, sagt er. „Schließlich ziehen wir alle an einem Strang und treffen die teils mutigen Entscheidungen auch gemeinsam. Das macht es für uns alle so spannend und das Werk Friedrichsfelde zu einem großartigen und aufregenden Arbeitsplatz“, fügt er abschließend hinzu.

 

Wer mehr über die Werke der S-Bahn Berlin erfahren will: Ein neuer Film macht einen Blick hinter die Kulissen möglich: sbahn.berlin/werke

Neugierig geworden?

Für die Instandhaltung in den Werken der S-Bahn Berlin wird noch tatkräftige Unterstützung gesucht. Weitere Infos zu den Jobmöglichkeiten sowie zur Bewerbung unter sbahn.berlin/jobs

 

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