Auf der Strecke Cottbus – Senftenberg sausen schicke rote DB Regio Züge durch die Lausitz. Die dazwischen liegenden Ortschaften wie Drebkau und Neupetershain sind mindestens im Stundentakt angebunden. Ein tolles Angebot für die Region. So weit, so gut. Vor Ort an den Bahn­höfen allerdings liegt noch einiges buch­stäblich im Argen.

Beispiel Neupetershain: Natürlich gibt es auch hier einen geordneten Zugang zu den Gleisen, einen Fahrscheinautomaten und einen Unterstand bei Regen. Daneben aber findet sich hinter einem kleinen Mäuerchen eine zugewucherte Grünfläche voller Gestrüpp. Und zur anderen Seite steht das Bahnhofsgebäude, ein schmucker zweistöckiger Backsteinbau aus dem Jahr 1907, seit Jahren ungenutzt leer und verfällt zunehmend.

Also Augen zu und am besten gleich wieder weiterfahren? Genau das Gegenteil ist der Fall! Denn hier in Neupetershain ist ein starker Veränderungswille und eine ganz besondere Aufbruchstimmung spürbar. Unter dem Motto „Jetzt sind wir mal dran!“ hat sich der Verein Neupetershainer Geschichten e. V. das Ziel gesetzt, den Bahnhof und das Umfeld wieder zu neuem Leben zu erwecken. Im vergangenen Jahr wurde erfolgreich als Auftakt auf dem Vorplatz ein Bahnhofsfestival „Unsere Bahnhöfe in Brandenburg“ durchgeführt. In diesem Jahr soll es vor allem mit der rund 600 Quadratmeter großen Grünfläche vorangehen.


Der Verein „Neupetershainer Geschichten“ hat sich das Ziel gesetzt, den Bahnhof und das Umfeld wieder zu neuem Leben zu erwecken. Foto: Pablo Castagnola

 

Also haben der Vereinsvorsitzende Steffen Soult und die Mitglieder des Vereins engagiert getrommelt und Nachbar:innen und Freund:innen aus dem Ort zum gemeinsamen Anpacken eingeladen. Ausgestattet mit Heckenschere, Rechen und etlichen Müll­säcken legten die Mitmacher:innen aus drei Generationen am 14. Juni 2024 beim dritten diesjährigen freiwilligen Arbeitseinsatz los. Und so schnell konnte man gar nicht schauen, da war bereits der Grünstreifen zwischen abgezäuntem Gleisbereich und der Grünfläche von Müll und altem Laub befreit.

Ziel ist es, aus der zugewucherten Fläche einen angenehmen Aufenthaltsort, eine „Wiese für Alle“ zu machen, der nicht nur durch den Verein, sondern auch für private Veranstaltungen, Kindergeburtstage und mehr genutzt werden kann. Auch ein Outdoor-Kino ist geplant. Soviel Ideenreichtum und gemeinsamer Einsatzwille hat die Jury überzeugt. Neupetershain zählt zu den zehn Preisträger:innen des von DB Regio Nordost ausgelobten Mitmach-Preises Lausitz.

Das nächste Etappenziel ist der Tag des offenen Denkmals am 8. September 2024. Bis dahin soll die Wiese einigermaßen zugänglich sein und die Eröffnungsveranstaltung zum Baustart – ein Flohmarkt mit Musik – stattgefunden haben. Von September bis Dezember 2024 soll dann die Umgestaltung der Wiese mit vielen einzelnen Schritten erfolgen.

Das Motto des Vereins „Jetzt sind wir mal dran!“ kann jetzt im Übrigen auch bezüglich des Bahnhofsgebäudes wörtlich genommen werden. Denn nachdem ein internationaler Investor das Bahnhofsgebäude gekauft hatte und über Jahre weiter verfallen ließ, hat der Verein Anfang 2024 das rund 3.000 Quadratmeter große Gelände des einstürzenden Bahnhofs zurückerworben. Für so viel Mut, Engagement und Mit-mach-Begeisterung haben die Neupetershainer:innen alle Unterstützung verdient.

 

bahn.de/mitmach-preis-lausitz

 

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