Als der Berliner Ortsteil Lankwitz während der Luft­angriffe des Zweiten Weltkriegs im August 1943 zu über 80 Prozent zerstört wurde, lag auch das einstige Empfangsgebäude des Bahnhofs in Trümmern. Das zweigeschossige, vieleckige Haus an der Kaulbachstraße, jenes mit den vielen Anbauten und einem Erker, existiert heute nur noch auf histo­­rischen Fotos.

Die Station als solche feiert in diesem Jahr ihr 125-jähriges Bestehen. Sie wurde am 1. Oktober 1899 errichtet. Recherchen haben jedoch gezeigt, dass die Geschichte des Bahnhofs bereits vier Jahre früher begonnen hat. Denn schon am 1. Dezember 1895 wurde sozusagen ein „Urahn“ des Bahnhofs Lankwitz eröffnet. Der hieß „Lankwitz, Victoriastraße“, war ein Fernbahnhof, und lag ebenerdig nördlich der Victoriastraße, die seit 1937 Leonorenstraße heißt. Dafür maß­geblich eingesetzt hatte sich der Überlieferung nach der Kommunal­politiker August Bruchwitz, der bis zu seinem Tod 1914 in Lankwitz lebte und wirkte.

 

Umbenennung erfolgte 1899

Die Umbenennung des Bahnhofs in „Lankwitz“ erfolgte am 30. September 1899. Bis 1901 wurde die Strecke in Hochlage verlegt und viergleisig ausgebaut. Dabei wurde der Bahnhof in seiner heutigen Lage südlich der Leonorenstraße neu gebaut und 1901 eröffnet. In Lankwitz hielten seitdem nur noch die Vorortzüge.

Elektrischen Zugverkehr kennen die Lankwitzerinnen und Lankwitzer bereits seit Beginn des 20. Jahrhunderts. Ein Probebetrieb mit 550 Volt lief 1903 an – und hat sich bewährt. Von den dabei gesammelten Er­fahrungen profitierte man schließlich bei der Einführung der S-Bahn 1924. Ab 2. Juli 1929 wurde auch die Lichterfelder Vorortstrecke auf 750 Volt Gleichstrom umgestellt und die Versuchszüge wurden abgelöst.

16 Jahre später, von April bis August 1945, wurde die Strecke dann kurz­zeitig stillgelegt. Anschließend fuhren die Züge aber wieder – bis zur Übernahme der S-Bahn durch die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) am 9. Januar 1984. Denn im neuen Konzept war die Strecke nach Lichterfelde Süd nicht mehr vorgesehen und der Bahnhof Lankwitz wurde endgültig stillgelegt.

In der Folge entwickelten sich einige neue Nutzungsideen. So sollte zum Beispiel eine „O-Bahn“ in Lankwitz fahren, ein spurgebundener elektrischer Omnibus, der von der Straße auf die Trasse wechseln kann. Heute weiß man: Die Idee hat sich nicht durchgesetzt. Stattdessen soll bereits ab 1989 von der Wieder­inbetriebnahme der S-Bahn die Rede gewesen sein, anfangs geplant mit einem großen Umsteigeknoten zwischen der U- und der S-Bahn im Bahnhof Lankwitz.

Es gingen allerdings sechs weitere Jahre ins Land, bis die Reaktivierung Realität wurde. Am 28. Mai 1995 wurde die Strecke nach Umbauarbeiten wiedereröffnet. Das eingleisige Stück über den Teltowkanal wurde dabei Richtung Süden ver­längert, von dem früheren Mittelbahnsteig wird nur die östliche Bahnsteigkante genutzt, allerdings in beide Richtungen.

 

Sanierung ist in Planung

Und heute? Im Zuge der Verlängerung der S-Bahnstrecke vom Bahnhof Teltow Stadt bis zum neu geplanten Bahnhof Stahnsdorf Sputendorfer Straße (als Teil des Infrastruktur­projekts i2030), soll der Bahnhof Lankwitz vollständig grundsaniert und modernisiert sowie zweigleisig ausgebaut werden. Mit einer Fertigstellung, einschließlich der Streckenverlängerung bis Stahnsdorf, wird
im Jahr 2032 gerechnet.

 

Quellen: Buch „Berlins S-Bahnhöfe – Ein dreiviertel Jahrhundert“ von Jürgen Meyer-Kronthaler und Wolfgang Kramer | Wikipedia | stadtschnellbahn-berlin.de | Mathias Hiller Verlagsservice

 

Schon gewusst?

Lankwitz gehörte bis 1747 zu Spandau und ist seit 1920 Ortsteil des Bezirks Steglitz. Der Ortsname ist wendischen Ursprungs, „Lankovica“ bedeutet: eine sumpfige Wiese, ein „Ort an der Uferaue“.

 

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