Auch kleine Orte bieten im wahrsten Sinne des Wortes Sehenswürdigkeiten. Kommen Sie mit nach Kolkwitz, dem letzten Halt entlang der Strecke des RE2 vor dem Cottbuser Hauptbahnhof. Sie erleben ein Märchenschloss, märkische Pyramiden und einen kleinen, aber feinen Park am Rand des Spreewaldes. Das ist genau der richtige Ort, um die Wegzehrung zu genießen, denn eine Gastwirtschaft wird Ihnen hier nicht begegnen.

Unterwegs werden Sie immer wieder darauf aufmerksam gemacht, dass Sie sich im Siedlungsgebiet der Sorben befinden. So trägt Kolkwitz auch den niedersorbischen Namen Golkojce. Die Heimfahrt können Sie am Bahnhof Kunersdorf, dem vorletzten vor Cottbus, antreten. Oder Sie wandern circa fünf Kilometer zurück nach
Kolkwitz.

Den ersten Stopp legen Sie am ehemaligen Klinikum Kolkwitz ein (gemeinde-kolkwitz.de/tourismus/ehemalige-lungenheilstaette). In der Mark Brandenburg wurden Anfang des 20. Jahrhunderts an mehreren Orten Lungenheilstätten errichtet. Die saubere Luft in der waldreichen Umgebung der Industriezentren sollte helfen, die damals auch in der Cottbuser Textilindustrie grassierende Tuberkulose einzudämmen. Im Jahr 1900 konnte die Klinik eingeweiht werden.

Entsprechend der damaligen Mode für Schul- und Kasernenbauten wurde sie im neugotischen Stil errichtet. Viele Schmuckelemente wie Friese, Spitzbögen und Türmchen lassen das Klinikum wie ein Märchenschloss erscheinen. Der umgebende Park greift Ideen auf, die Fürst Pückler im Branitzer Park verwirklicht hat. Die Anlage steht seit 2007 leer und wartet auf eine künftige Nutzung. Solange bleibt sie für Besucher:innen geschlossen. Sie folgen weiter der Straße Am Klinikum. Der Weg führt auf ein Gebiet zu, das bis vor einigen Jahren militärisch genutzt wurde. An diese Zeit erinnert ein Bunker, der einst als Gefechtsstand der 1. Luftverteidigungsdivision der Luftstreitkräfte der DDR diente (bunker-kolkwitz.de).

Wie aus einer anderen Welt erhebt sich nebenan das Pyramidenhaus von Kolkwitz. Als ein ehemaliges Gelände der Nationalen Volksarmee (NVA) der DDR neu erschlossen wurde, entstand bis 1995 eine gestufte Doppelpyramide, die mit Büro-, Seminar- und Werkstatträumen als Technologie­zentrum ausgerüstet wurde (itr-pyramids.com). In den Pyramiden bezogen einige Forschungseinrichtungen der BTU (Brandenburgischen Technischen Universität) Cottbus und Teile des Fraunhofer Instituts ihre neuen Räume.

 


Pyramidenhaus Kolkwitz, Foto: Gemeinde Kolkwitz

 

Die nun folgende Etappe ist die längste auf dieser Tour: rund sieben Kilometer lang. Sie führt zum Biohof Dreven­stedt (bio-hof-drevenstedt.de). Dieser hat sich als junges Unter­nehmen auf den Anbau von Strauchbeeren konzentriert, speziell auf die Aronia- und die Holunderbeeren. Die daraus gewonnenen Säfte, Marmeladen oder alkoholischen Getränke entstehen zum Teil im eigenen Haus. Die ursprünglich aus Nordamerika stammende Aronia­pflanze gilt inzwischen als heimische „Super­beere“. Aroniabeeren haben einen fein-herben und säuerlichen Geschmack. Ihrem Saft wird eine gesundheitsfördernde Wirkung zugeschrieben.

Die Dahlitzer Straße führt Sie anschließend weiter in Richtung Norden nach Papitz. Der 37 Meter hohe Kirchturm inmitten des Dorfes ist weithin sichtbar. Die große Kirchenglocke mit einem Durchmesser von 1,1 Metern stammt aus dem Jahr 1396. Eine stattliche Eiche schmückt seit 1871 den Dorfanger.

Das nächste Etappenziel der Tour ist nun nicht mehr weit: der Schlosspark Papitz (gemeinde-kolkwitz.de/ortsteile/papitz). Er gehört zu den kleineren Parks unter den grünen Perlen Brandenburgs. Auf seiner Fläche von 3,1 Hektar bietet er einladende Grünflächen und Sitz­gelegenheiten. Der Park wird zwar „Schlosspark“ genannt – das dazu­gehörige Gebäude war jedoch niemals ein Schloss. Es war das Herrenhaus der verschiedenen Adelsfamilien, die die Entwicklung von Papitz über die Jahrhunderte prägten.

Die Ansässigen des Dorfes gehörten vorwiegend der wendischen Nationalität an. Als um 1850 die Familie von Hake hier das Sagen hatte, beherrschten noch 444 der 456 Menschen die wendische Sprache. Das Gutshaus diente in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg als Ausflugs- und Tanzgaststätte. Seit 1949 war es ein Altersheim. Nach umfassender Rekonstruktion erhielt die Einrichtung den Status eines Pflegeheimes und bietet pflegebedürftigen Menschen eine Heimstatt.

Entlang der Rubener, später der Dahlitzer Straße geht es nach Kunersdorf, einem Ortsteil der Großgemeinde Kolkwitz. Nach zwei Kilometern erreichen Sie den Bahnhof Kunersdorf, von wo Sie mit dem RE2 die Heimreise antreten können.

 


Schloss Papitz, Foto: Gemeinde Kolkwitz

 

 

Anreise
Hinfahrt: z. B. um 8.23 Uhr mit dem RE2 ab Berlin Hbf bis Kolkwitz Bf
Fahrzeit: 1 Stunde 26 Minuten, Rückfahrt: z. B. um 17.12 Uhr mit dem RE2 ab Kunersdorf Bf

Ticket-Tipp
Das Brandenburg-Berlin-Ticket (BBT) gilt Mo - Fr von 9 Uhr bis 3 Uhr des Folgetages sowie samstags, sonntags und an Feiertagen ganztägig von 0 Uhr bis 3 Uhr des Folgetages. Das BBT kostet 33 € und kann von Gruppen bis zu fünf Personen genutzt werden. Darüber hinaus können bis zu drei Kinder im Alter von sechs bis 14 Jahren kostenlos mitgenommen werden. Wer das Deutschlandticket nutzt, kommt auch damit bis nach Kolkwitz. bahn.de/brandenburg  | vbb.de

Tipps für den Ausflug

Kolkwitzer Bunkerfreunde GS-31 e. V.
Am Technologiepark 35,
03099 KolKwitz
Führungen finden jeweils am zweiten Samstag im Monat statt. Telefonische Anmeldung unter Tel. 0176 66318063

Biohof Drevenstedt
Dahlitzer Straße 24,
03099 Kolkwitz OT Kunersdorf
Tel. 035604 41002  |  0176 55357887

Frisch gepresster Aronia- und Holundersaft sowie Marmeladen, Liköre und Wein aus den hofeigenen Früchten können online bestellt werden. Ein Besuch des Hofladens ist nach telefonischer Anmeldung möglich.

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