Es ist Freitag, der 31. Mai. An der Bahnhofsmission am Zoologischen Garten helfen zehn Azubis der S-Bahn Berlin voller Enthusiasmus. Sie hatten im Rahmen des jährlich stattfindenden Projekts „Bahn-Azubis gegen Hass und Gewalt“ der Deutschen Bahn eine große Spendenaktion ins Leben gerufen – und laden nun die von den Spenden gekauften Waren aus.

„Bereits vor einem Jahr stand fest, dass die S-Bahn Berlin Züge der Baureihe 485 ausmustert und in die Verschrottung gibt“, erinnert sich Initiator Florens Fröhlich. „Und da kam mir die Idee, dass nicht alles einfach so verschrottet wird, sondern dass man Teile dieser Baureihe entweder an S-Bahnfans weitergeben oder sogar upcyceln könnte.“ Er dachte an andere Verkehrsbetriebe, wie in Stockholm oder auch die BVG, die schon seit längerer Zeit aus alten Sitzpolstern Taschen oder andere Dinge nähen und dann im Shop verkaufen.

Welche Teile wollen wir nutzen? Wie wollen wir sie aufarbeiten? Was wollen wir daraus Neues schaffen? Diese Fragen standen anfangs im Raum. Und so wurde die Geschäftsführung der S-Bahn Berlin mit einbezogen – und das tolle Spendenprojekt nahm Gestalt an.

In Schöneweide fand dann nach der Verabschiedung der Baureihe 485 ein Werksverkauf statt, und auch auf dem S-Bahn-eigenen Weihnachtsmarkt wurden aus Sitzpolsterstoff genähte Taschen und andere 485er-Utensilien verkauft. Und da Florens auch seit vier Jahren die Aktion „Bahn-Azubis gegen Hass und Gewalt“ unterstützt, reifte die Idee, daraus eine Spendenaktion für obdachlose Menschen zu entwickeln.

Am Tag der Spendenübergabe ist Fröhlich immer noch ganz begeistert: „Unsere Idee war perfekt, und beim Verkauf sind insgesamt 6.800 Euro zusammengekommen. Das war großartig“, freut er sich. Außerdem konnte er auch die Firma Selgros für die Aktion begeistern, die die Summe noch einmal um 750 Euro aufstockte. Mario Berger, Geschäftsleiter des SELGROS Marktes in Falkensee, lässt es sich nicht nehmen, am Tag der Spendenübergabe vor Ort zu sein und selbst mitzuhelfen. Und auch Dr. Mélanie Schäffner, S-Bahn-Geschäftsführerin Personal, ist dabei.

Die Azubis räumen erst einen großen Lkw der Firma SELGROS aus und packen Kartons voller Taschentücher, Einwegrasierer, literweise Milch und viele Packungen Kaffee auf Rollwagen, um sie anschließend in die Räume der Bahnhofsmission transportieren zu können.

Dann geht es auf die andere Seite des Bahnhofs, wo weitere Spenden ausgeladen werden: Im Fahrzeug des S-Bahn-Notfallmanagements befinden sich Schlafsäcke, Isomatten, Ruck­säcke, Bauchtaschen und Powerbanks – Utensilien, die wohnungslose Menschen dringend brauchen können. Den Abschluss bildet ein Gruppenfoto mit allen Helfenden und den Spenden.

Für Florens Fröhlich ist klar: „Das wird nicht die einzige Spendenaktion sein. Weitere werden mit Sicherheit folgen“. | Christiane Flechtner

 


S-Bahn-Azubis laden am Bahnhof Zoo die von Spenden gekauften Waren aus. Foto: Christiane Flechtner

 

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